Rübenlichterfest 2014

Ein verzaubertes Wochenende in Stöcken 14.11.2014

Gleich zweimal wurde an diesem Wochenende das Dorf Stöcken verzaubert: Am Freitag und Samstag tauchte das Rübenlichterfest der Rübenburg Groß und Klein in eine ganz besondere Atmosphäre ein und am Sonntag begeisterte der Winterzauber auf dem Hof Lezius die zahlreichen Besucher dieses stimmungsvollen Wintermarktes. Sinn(en)fälliger kann man den Übergang vom Herbst zum Winter kaum feiern:

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Räbelichtli-/Rübenlichterfest. Import eines Brauchs

Der „Räbeliechtli-Umzug“ ist eine ursprüngliche Schweizer Tradition, bei der aus einfachen „Räben“ (Herbst-, Kraut-, Acker-, Wasser-, Stoppelrüben) Anfang November Lichter geschnitzt werden, die den ganzen Monat über „ausgetragen“ werden, bis sie trocken und schrumpelig sind.
Die Umzüge mit den Lichtern aus den letzten geernteten Herbstrüben – vor dem Siegeszug der Kartoffel ein wichtiges Grundnahrungsmittel – waren Erntedank- und Lichterbrauch zur Martinszeit zugleich und gehören heute stadtauf landab zur Novemberzeit.

Was läge also näher, als diesen Brauch in das Rübenanbaugebiet schlechthin zu importieren, was nach der bereits zum dritten Mal gut besuchten Veranstaltung auch gut zu funktionieren scheint. Nur – Rübe ist nicht gleich Rübe – was auch die Veranstalter Uta Rosenfeld und Thomas Hengartner beschwert feststellen mussten, da sie und Ramona Holtzer sie schließlich eigenhändig in einem schweren Koffer von Zürich nach Uelzen transportierten mussten, weil in ganz Deutschland diese Sorte nicht erhältlich ist. Zum Glück hat aber die „neue arbeit Uelzen„, als Kooperationspartner der Rübenburg einen Grundstock von 80 Rüben erfolgreich angebaut und geerntet.

Rübenschnitzen am Freitag in der Rübenburg

Es begann am Freitag mit einem Nachmittag, an welchem Klein und Groß aus einfachen Stoppelrüben kleine Lichtkunstwerke schufen. Die Erstklässler der Grundschule in Stöcken hatten schon am Mittwochvormittag gemeinsam in der Schule ihre Lichter geschnitzt. Das ausgehöhlte Innere der Rüben, wurde gleich von Ramona Holtzer zu einem viel besser schmeckenden Eintopf verkocht, als dem Geschmack der Rüben vorauseilt. Eine weitere Suppe nach diesem Vorbild konnte am nächsten Tag verkostet werden.

Danach konnten die Kinder am Kaminfeuer bei Kinderpunsch, Kakao und Kuchen Rübengeschichten lauschen und so etwas über die Geschichte des ursprünglich Schweizer Brauches erfahren.

Zum Abschluss gab es noch einen Künstlerfilm, der Klein und Groß gleichermaßen begeisterte. Derweil konnten sich freiwillige Musiker am „Mitmach-Orchester“ für den kommenden Tag beteiligen.

Rübenlichterfest am Samstag in der Rübenburg

Die Begrüßung und Einstimmung am Samstag fand am Nachmittag in der großen Bewegungs- und Spielscheune der Rübenburg statt. Vom Kinderhaus-Team, das sich bei der Gelegenheit auch vorstellte, wurde zum aufwärmen Punsch ausgeschenkt.

Begleitet von dem spontanen „Mitmach-Orchester“ wurden einige Lieder gesungen. Aus einem Percussion-Koffer konnte sich, wer wollte bedienen und gleich mitmachen. Da der Räbelichtlie-Brauch aus der Schweiz kommt, wurden auch zwei Schweizer Lieder und für eine einfache Mehrstimmigkeit zwei Kanons gesungen.

Mit Einbruch der Dunkelheit zog dann eine lange goldfunkelnde Rüben-Lichterkette, angeführt von einem Trommler, in einem großen Bogen um die Rübenburg, wo in einer Lichtchoreographie, angeleitet von Kristin Löhr, die Lichter zum Tanzen gebracht und darauf in Lichterpavillons –und -feldern in die Nacht strahlten.

Wärmendes Feuer, Waffeln, Rübensuppe, Würste, Glühwein und Kinderpunsch lud die rund 150 Besucherinnen und Besucher zum Verweilen ein und dazu, sich in die Musik (von Klassik, Flamenco und Folk bis hin zu Jazz), die Siegfried Clasen mit seiner Konzertgitarre quasi in die Nacht zauberte, hineinzuhören.

Während die kleineren allmählich nach Hause gebracht wurden und die größeren die Spielgelegenheiten und -gerätschaften rund um die Rübenburg entdeckten, spielte das Akustik-Duo Thorsten Angermann und Siegfried Clasen im Haus zum Abschlusskonzert auf: Schlagermelodien der 20- bis 40er Jahre luden zum Mitsummen und Mitwippen ein, in der Diele wurde gar spontan getanzt…

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Winterzauber am Sonntag auf dem Hof Lezius

Wer am nächsten Morgen um 11 Uhr den Hof Lezius betrat, wurde mit dem leckerem Geruch eines sich am Spieß drehenden Wildschweins begrüßt. Überhaupt: der Winterzauber überzeugte sowohl mit seinem sorgfältigen Speisen- wie auch und vor allem mit einem stil- und gehaltvollen Warenangebot.

Nicht die übliche Mischung aus Kitsch und Krempel erwartete die über tausend Marktbesucher, sondern aparter Schmuck, sorgfältig gearbeitetes Holspielzeug, Kunstwerke aus Naturmaterialien und Blumen, aparte Seiden- und Stoffarbeiten oder pfiffig designtes Gebäck (um nur einige Beispiel zu nennen).

Auch wer nur zum Schauen, auf einen Kaffee im alten Schafstall, auf einen Glühwein oder einen Schnack vorbeigekommen war, kam so auf seine Rechnung und auch an die Kinder war gedacht: Für sie war ein Kinderkino eingerichtet, Tischfußball lockte und auch ein Maltisch stand für die Kreativen bereit.

Spätestens als mit aufkommender Dunkelheit das Holz in den Feuerschalen entzündet wurde, war allen klar, dass „Winterzauber“ nicht nur ein gut gewählter Name, sondern das Programm eines besonderen Marktes auf einem besonderen Hof. Die Rübenlichter der benachbarten Rübenburg trugen noch einmal zur verzauberten Stimmung bei.

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